Wenn ein Schauspieler zur Kamera greift – Lars Eidingers kreative Wandlung
Lars Eidinger als Fotograf – das klingt für viele im ersten Moment ungewöhnlich. Denn der deutsche Schauspieler ist eigentlich bekannt für seine intensiven Bühnenauftritte, seine kompromisslosen Filmrollen und seine unkonventionellen Auftritte als DJ oder Performance-Künstler. Doch nun überrascht Eidinger mit einer neuen Ausdrucksform: der Fotografie. Seine Werke sind derzeit im renommierten Museum K21 in Düsseldorf ausgestellt – ein Ort, der für zeitgenössische Kunst steht und ein würdiger Rahmen für diesen neuen künstlerischen Abschnitt ist.
Obwohl Lars Eidinger sich bereits in früheren Projekten offen für visuelle Experimente zeigte, markiert diese Ausstellung einen neuen Meilenstein. Denn seine Fotografien sind mehr als Schnappschüsse oder Promi-Kunst – sie offenbaren eine ungeahnte Tiefe, ein sensibles Gespür für Zwischenmenschliches und eine radikale Ehrlichkeit. Eidinger betrachtet nicht nur, er konfrontiert – sich selbst und den Betrachter. In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, was Lars Eidinger als Fotograf ausmacht, warum seine Werke so faszinieren und welche Themen er damit sichtbar macht.
Fotokunst statt Filmrolle: Der Weg von Lars Eidinger in die Fotografie
Lars Eidinger als Fotograf – diese Rolle überrascht selbst seine eingefleischten Fans. Vielen ist Eidinger vor allem als gefeierter Schauspieler am Theater und auf der Leinwand bekannt. Seine Auftritte in der Berliner Schaubühne oder in internationalen Filmproduktionen wie Personal Shopper mit Kristen Stewart haben ihn zum Inbegriff des modernen, unkonventionellen Künstlers gemacht. Doch schon lange war Eidingers Interesse nicht nur auf die darstellende Kunst beschränkt. Er hat sich immer wieder auch mit bildender Kunst auseinandergesetzt, etwa in seiner DJ-Karriere oder in fotografischen Social-Media-Experimenten.
Die Fotografie war für ihn kein bloßes Hobby, sondern eine stille Leidenschaft, die sich über Jahre entwickelt hat. In Interviews betonte er, wie sehr ihn das Festhalten des Moments reizt. Wo die Bühne flüchtig ist, bietet die Kamera Dauer. Dieses Spannungsfeld zwischen Flüchtigkeit und Dauerhaftigkeit ist der rote Faden seiner Arbeit als Fotograf. Dabei nutzt er häufig analoge Technik, verzichtet bewusst auf digitale Perfektion und konzentriert sich auf das, was bleibt: Echte Emotionen, ungestellte Szenen, spontane Wahrhaftigkeit.
Die Ausstellung im Museum K21: Themen, Motive und künstlerischer Ausdruck
Die Ausstellung in Düsseldorf unter dem Titel „Ich sehe dich“ ist kein klassisches Fotoprojekt. Vielmehr gleicht sie einer persönlichen Reflexion, einem visuellen Tagebuch, das tief in Eidingers Innenwelt eintaucht. Zu sehen sind Porträts, Selbstinszenierungen, Schnappschüsse urbaner Einsamkeit – alle in einem reduzierten, fast melancholischen Stil gehalten. Die Motive reichen von Nahaufnahmen fremder Menschen bis hin zu düsteren Treppenhäusern oder verlassenen Bahnsteigen. Mehr lesen
Auffällig ist die Nähe, die seine Fotos erzeugen. Auch wenn Eidinger selbst in einigen Bildern auftaucht, geht es nie um bloße Selbstdarstellung. Stattdessen spürt man eine Auseinandersetzung mit dem Ich im Verhältnis zur Welt. Seine Arbeiten wirken roh, fast schmerzhaft ehrlich – und genau das macht sie so kraftvoll. Viele Bilder sind schwarz-weiß, was die Reduktion auf das Wesentliche unterstreicht. Farben, wenn eingesetzt, haben fast immer symbolischen Charakter – etwa Rot für Verwundung oder Blau für Distanz.
Laut dem Ausstellungskurator wolle Eidinger mit seinen Werken „nicht gefallen, sondern zum Hinsehen zwingen“. Diese Intention erfüllt die Schau in beeindruckender Konsequenz. Die Werke sind nicht laut, sondern leise – aber sie hallen nach.
Wie andere Künstler zwischen Bühne und Kamera wechseln
Dass Schauspieler den Weg in die Fotografie finden, ist keine Seltenheit. Doch Lars Eidinger als Fotograf reiht sich nicht nur in diese Liste ein, er setzt Akzente. Ein Blick auf andere Künstler, die den Übergang zwischen Bühne und Kamera wagten, verdeutlicht die Vielfalt solcher kreativen Wechsel.
Nimmt man etwa Dennis Hopper, der in den 1960ern nicht nur als Schauspieler bekannt war, sondern auch als brillanter Fotograf galt. Seine Bilder aus dem politischen Amerika jener Zeit sind heute legendär. Ebenso Jeff Bridges, der während seiner Filmdrehs regelmäßig analoge Fotos vom Set aufnahm – später erschienen diese als gefeiertes Fotobuch.
Künstler | Bekannt durch | Fotografische Arbeiten |
Dennis Hopper | Easy Rider | Bürgerrechtsbewegung, US-Subkultur |
Jeff Bridges | The Big Lebowski | Behind-the-Scenes-Fotografie |
Viggo Mortensen | Herr der Ringe | Politisch-poetische Fotobände |
Lars Eidinger | Schaubühne Berlin, Filme | Persönlich-emotionale Alltagsbeobachtungen |
Was Eidingers Arbeiten auszeichnet, ist die tiefenpsychologische Komponente. Seine Fotografie ist nicht nur künstlerischer Ausdruck, sondern eine Art Therapie, eine Selbstvergewisserung und Gesellschaftskritik zugleich.
Rezeption & Bedeutung: Was seine Fotografie über den Menschen Lars Eidinger verrät
Die Resonanz auf Lars Eidinger als Fotograf ist gemischt – aber intensiv. Während Kunstkritiker die radikale Ehrlichkeit seiner Bilder loben, äußern sich manche Besucher irritiert über die teils verstörende Bildsprache. Doch das ist vielleicht genau das Ziel: Unruhe stiften, Fragen stellen, den gewohnten Blick hinterfragen.
In Interviews erklärt Eidinger, dass die Kamera für ihn ein Werkzeug sei, mit dem er sich „selbst aushält“. Das Fotografieren sei für ihn eine Möglichkeit, sich zu entziehen und gleichzeitig sichtbar zu machen. Wer seine Bilder betrachtet, erkennt schnell, dass hier jemand nicht gefallen will – sondern fühlen. Und genau das unterscheidet ihn von vielen Prominenten, die sich fotografisch versuchen.
Seine Arbeit fordert auch eine neue Definition von Rollenbildern: Muss ein Schauspieler immer nur darstellen? Darf er nicht auch abbilden, beobachten, interpretieren? Eidinger sagt dazu treffend:
„Ich will nicht nur spielen, ich will auch begreifen. Die Kamera hilft mir dabei.“
Fazit: Ein Schauspieler, der mit Bildern spricht
Lars Eidinger als Fotograf ist kein PR-Projekt, sondern ein ernsthafter künstlerischer Versuch, neue Ausdrucksformen zu finden. Die Ausstellung im Museum K21 zeigt, wie konsequent und zugleich sensibel dieser Weg beschritten wird. Eidinger offenbart nicht nur seine Sicht auf die Welt, sondern auch auf sich selbst – ungeschönt, ehrlich und zutiefst menschlich.
Seine Fotografie ist Einladung und Zumutung zugleich. Wer sich darauf einlässt, wird nicht nur Bilder sehen, sondern Geschichten spüren. Und vielleicht auch ein wenig mehr über sich selbst erfahren.
FAQs – Kurz & knapp
1. Wo ist die Ausstellung zu sehen?
Im Museum K21 in Düsseldorf, noch bis Ende September 2025.
2. Macht Lars Eidinger seine Fotos selbst?
Ja, alle ausgestellten Werke stammen ausschließlich von ihm.
3. Welche Technik verwendet er?
Hauptsächlich analoge Kameras – bewusst reduziert und ungeschönt.
4. Ist das ein einmaliges Projekt?
Nein, Eidinger plant laut Kurator bereits eine Folgeausstellung.